&t Melanie JeanRichard - Mediterrane Blumen, Bern - 031 311 46 79: Floraler Post-Biedermeier


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Sonntag, Februar 11, 2007

Floraler Post-Biedermeier

Im eingehenden 19.Jahrhundert, nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819, kultivierte das Bürgertum das häusliche Leben als persönlichen Rückzugsort in einem neuen Ausmass, und das heute bekannte - und stark weiter entwickelte - Wohnzimmer fand seine Form. Der Begriff der "Gemütlichkeit" entstand, und man pflegte diese bei Hausmusik, Kaffeekränzchen und dergleichen. Werte wie Ehrlichkeit, Treue, Pflichtgefühl wurden gross geschrieben, bedingt durch die Ungewissheit vor politischen Umwälzungen, die 1848 in Form der bürgerlichen Revolution auch eintraten.

In anderen Disziplinen wie der bildenden Kunst beschäftigt man sich seit einiger Zeit mit einer Neuinterpretation des Biedermeier, wie Arbeiten von John Currin, Lisa Yuskavage und anderen zeigen. An dieser Stelle geht es in loser Folge darum zu ergründen, wie für uns ein Post-Biedermeier Stil in der floralen Welt aussehen könnte. Dabei beleuchten wir politische, kulturelle, gesellschaftliche und ästhetische Gemeinsamkeiten und Unterschiede und ziehen daraus die entsprechenden Schlüsse für unsere Arbeit.

Zuerst stellt sich die Frage, welche Funktion florale Elemente in Räumen erfüllen sollen. Wir behaupten einmal, der Zweck sei die dekorative Gestaltung, das Schaffen einer vertrauten, angenehmen und inspirierenden Atmosphäre, die ästhetische Bedürfnisse abdeckt, aber auch Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, in dem sie das Definieren und Abgrenzen des persönlichen Raumes gegen aussen ermöglicht. Falls dem so ist, dann wären die Funktionen mehrheitlich kongruent zur Biedermeier-Zeit. Begründbar ist die These allenfalls dadurch, dass der Grad der Unsicherheit in der Bevölkerung und der damit verbundene Hang zur Verdrängung durch das Schaffen einer Idylle damals (Ängste durch Konfrontation mit der politischen Realität, aufkommende Industrialisierung) wie heute (Schnellebigkeit, virtuelle Welten, Gentechnologie, Klimaprobleme usw.) vergleichbar ist.

Ein weiterer Aspekt ist die Repräsentation. Heute kaufen Leute, quer durch alle Schichten, Marken gezielt ein und polieren ihre Wohnung, um sich auf der Gesellschafts-Leiter an die gewünschte Stelle zu hieven. In direktem Zusammenhang steht die Unverwechselbarkeit bzw. Einzigartigkeit. Eine Louis-Vuitton-Tasche ist durch das aufgedruckte Muster sofort erkennbar, ein Lancia-Kühlergrill verrät die Marke ebenso wie die Formgebungen vieler Botta-Bauten.

Zusammenfassend nochmals die Punkte, die in der folgenden Zeit anhand floristischer "Labor-Arbeiten" diskutiert werden sollen:
- Zeitgemässe Ästhetik
- Sicherheitsgefühl
- Repräsentation

Es folgen konkrete Beispiele.


Links zum Artikel:

Biedermeier bei Wikipedia
Biedermeier-Ausstellung in der Wiener Albertina

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